Identität

9.5.2019

Der Architekt, Universitätsprofessor und Architekturtheoretiker Bruno Zervi (1918-2000) bezeichnete das architektonische Werk Giuseppe Terragnis (1904-1943) als den Ankerpunkt der organischen und innerlich demokratischen Architektur.

Das erstaunt umso mehr, als Terragni sich offen zum Faschismus bekannte und sein Hauptwerk, die Casa del Fascio (1936) in Como, im Auftrag der lokalen Abteilung der Nationalen Faschistischen Partei Mussolinis realisierte.

Ebenso erstaunlich ist der Umstand, dass der bekennende Sozialist, Architekt und emeritierte Architekturprofessor, Luigi Snozzi (*1932), dessen Hauptintention es ist, durch bauliche Eingriffe den Orten eine Identität zu verleihen, die Casa del Fascio als Referenzobjekt betrachtet.

Ein Ort erhält durch rationalistisch geprägte Gebäude keine Identität. Im Gegenteil, er versinkt dadurch im Anonymen. Totalitäre Ideen hingegen sind anfällig für den Rationalismus – für die grosse Geste durch die Addition ausdrucksloser, stereotyper Formen.


Giuseppe Terragni, Casa del Fascio (1936), Como

Veröffentlicht am 09.05.2019 15:01 Uhr.