Verdichtetes Bauen

19.8.2019

In einem »Weltwoche«-Artikel mit dem Titel »Entsorgte Vergangenheit« beschwert sich Martin Killias, Präsident des Schweizer Heimatschutzes, über die Folgen des verdichteten Bauens. Im Namen der Verdichtung werde ausserhalb der Zentren wacker an der Beseitigung aller Spuren der Vergangenheit gearbeitet, stellt er fest und verlangt, dass das Anliegen der Investoren gegenüber jenem der Mehrheit der Eigentümer zurückgesetzt werde.

Es ist richtig, was Herr Killias sagt, aber er sagt nicht alles. Verdichtung ist die Weiterführung der Zersiedelung mit anderen Mitteln oder mit anderen Vorzeichen. Während bei der Ausdehnung der Siedlungsbereiche sinnbildlich ein Unterdruck erzeugt wird, schafft die Verdichtung einen Überdruck. Und warum diese Massnahmen? Weil das »Erfolgsmodell« Schweiz auf masslosem Wachstum beruht. Innerhalb eines Jahrhunderts hat sich die Bevölkerung fast verdreifacht, und will man den Lebensstandard halten oder weiter erhöhen, muss auch die Bevölkerungszahl weiter gesteigert werden.

Im wirtschaftlichen Bereich spricht man diesbezüglich von einem Schneeballsystem. Das trifft aber auch auf die Bevölkerungsentwicklung zu und ebenso auf die Bautätigkeit. Hier wie dort sind die Schneemassen bereits ins Rutschen geraten, und sie verdichten sich allmählich zur Lawine. Zwangsläufig werden dabei zuerst jene Dinge weggerissen, die dem mobilen Druck, sprich den Schneemassen, im Wege stehen.

Veröffentlicht am 19.08.2019 16:58 Uhr.