Aus dem Tao Te King

27.3.2020

»Ich habe wohl gehört:

Wer gut das Leben zu führen weiss,

der wandelt durch's Land

und braucht nicht zu vermeiden Tiger und Nashorn.

Er schreitet durch ein Heer

und braucht nicht zu tragen Panzer und Waffen.

Das Nashorn hat nichts an ihm, da es sein Horn einbohre.

Der Tiger hat nichts, da er seine Krallen einschlage.

Die Waffe hat nichts, das ihre Schneide aufnehme.

Warum das?

Weil er keine sterbliche Stelle hat.«

 

Zu ergänzen wäre:

Der Virus hat nichts, wo er sich einnisten könnte.

 

Keine sterbliche Stelle hat jedoch nur der vollständige Mensch. Und wer könnte von sich schon behaupten, dass er vollständig und ganz sei?

Allerdings hat der Mensch ein Immunsystem, das die relative Vollständigkeit der Person bewahrt und ihn, den Menschen, vor »Anfeindungen« schützt. Das Immunsystem stärken bedeutet demnach, Eigenart zu leben und die einem gesetzten Grenzen einzuhalten. Das ist jedoch in kollektiven (sozialen) Gesellschaften fast unmöglich, denn hier zählt das Grenzenlose und wer seine Eigenart lebt (nicht zu verwechseln mit dem Besonderen) wird schnell verdächtig. – Fast müssig zu sagen, dass sich Pandemien nirgends schneller und umfassender ausbreiten, als in Kollektiven.


Veröffentlicht am 27.03.2020 19:01 Uhr.